Standortgarantie für Emser Krankenhaus fällt

Auf der letzten Stadtvertretersitzung hat die Mehrheit der Stadtvertreter (16 FPÖler und fast alle ÖVPler) einem Antrag zugestimmt, in dem auf die Standortgarantie für das Emser Krankenhaus verzichtet wird.

„Die SPÖ Hohenems hat 2002 der Übertragung des Krankenhauses an das Land Vorarlberg nur zugestimmt, weil die Standortgarantie im Vertrag festgelegt war“, so der SPÖ-Stadtparteiobmann Unterkofler. „Ich bin entrüstet, dass nun die Stadt Hohenems dem Druck des Landes Vorarlberg nachgibt und kampflos auf diese Standortgarantie verzichtet.“ Im Klartext heißt dies, das mittel- bis langfristig die Existenz des Krankenhauses nicht mehr gesichert ist.

Geködert wurde die Stadt mit dem Entfall des Selbstbehaltes von momentan 437.827 Euro jährlich. Stattdessen muss sich Hohenems aber am Betriebsabgang der öffentlichen Krankenanstalten beteiligen. Der neue Beitrag der Stadt zum Betriebsabgang der öffentlichen Krankenanstalten kann aber aufgrund fehlenden Zahlenmaterials nicht vorhergesagt werden, so die Information des Bürgermeisters an die Stadtvertreter.

Die SPÖ Hohenems hat diesem Vertrag die Zustimmung verweigert.

 

SPÖ Hohenems fordert kostenlose Schulstartpakete

Da der Schulanfang für viele Familien finanziell sehr belastend ist, fordert Gerhard Unterkofler, SPÖ-Stadtparteiobmann von Hohenems, dass Emser Schüler mit einer schulischen Grundausstattung unterstützt werden.

Laut Untersuchungen der Arbeiterkammer in Wien muss beim Schulanfang mit durchschnittlichen Kosten von 140 Euro gerechnet werden. Im letzten Jahr gab es deshalb auf Initiative des Sozialministeriums für Bezieher der Mindestsicherung ein Schulstartpaket.

„Doch auch Eltern, die mehr als die Mindestsicherung verdienen, kommen zu Schulbeginn schnell an ihre finanziellen Grenzen. In Österreich ist der Besuch der Pflichtschule zwar kostenlos, doch Kinder in die Schule zu schicken, ist gerade am Schulanfang sehr teuer“, stellt der Emser SPÖ-Parteivorsitzende und Mittelschullehrer Gerhard Unterkofler fest. Hier müsse die Stadt helfend einspringen.

Deshalb fordert die SPÖ Hohenems, dass jedes Schulkind an Hohenemser Pflichtschulen mit einem Schulstartpaket ausgestattet wird. Das Schulstartpaket soll die wichtigsten Schulmaterialien enthalten wie Hefte, Füller, Lineale, Farbstifte, Federschachtel, Spitzer und so weiter. Den genauen Ablauf der Schulstartaktion soll im Schulausschuss bzw. von der Schulabteilung der Stadt ausgearbeitet werden. Laut Unterkofler würden sich die jährlichen Kosten für die Stadt auf etwa 50.000 Euro belaufen.

Auf der kommenden Stadtvertretersitzung wird die SPÖ einen dementsprechenden Antrag einbringen.

Kein Boykott, aber Mehrheiten nutzen

Für den SPÖ-Stadtparteiobmann Gerhard Unterkofler ist es bedauerlich, dass Dieter Egger zum neuen Bürgermeister von Hohenems gewählt wurde. „Aber das ist Demokratie und das Wahlergebnis hat jeder Demokrat zu akzeptieren“, meint Unterkofler unaufgeregt. Politik sei eben kein Wunschkonzert.

Der SPÖ-Stadtparteiobmann räumt ein, dass er sehr wohl ein Problem mit Dieter Egger habe. Egger sei ein Teil der von Heinz-Christian Strache geführten FPÖ und habe sich in den letzten Jahren noch nie von Straches’ dummen Äußerungen distanziert. Das müsse nun aber auf Stadtebene ausgeblendet werden, so Unterkofler und dürfe die Sachthemen nicht beeinflussen.

Stadt Hohenems -DemokratieUnterkofler sieht die neue Situation sehr entspannt, denn Dieter Egger habe in der von den Emsern gewählten Stadtvertretung und damit auch im Stadtrat keine Mehrheit. „Aber diese Situation ist nicht neu“, stellt der rote Stadtvertreter fest. „Jede Partei wird wie in der Vergangenheit bestrebt sein, für ihre Ideen eine Mehrheit zu finden. Und da wird die FPÖ akzeptieren müssen, dass sie mangels Mehrheit eben nicht alle ihre Wünsche umsetzen kann. Auch das ist Demokratie.“

 

Unterkofler abschließend: „Ich bin fest davon überzeugt, dass auch die anderen Emser Parteien keine Boykotthaltung einnehmen sondern weiterhin zum Wohle der Stadt arbeiten werden. In Hohenems wird es deshalb zu keinem Stillstand kommen.“

Mythen und Fakten zum Thema Armut

Falsch ist: In Österreich gibt es überhaupt keine armen Menschen.

Fakt ist: Vier Prozent der Bevölkerung gelten als arm. Das sind Personen, auf die mindestens vier der folgenden Merkmale zutreffen: Zahlungsrückstände liegen vor oder unerwartete Ausgaben können nicht getätigt werden, Heizen, ausgewogene Ernährung, Urlaub, PKW, Waschmaschine und TV, Festnetztelefon oder Handy sind nicht leistbar. Insgesamt sind 19,2 % der Bevölkerung in Österreich und 24,5 % im EU-Durchschnitt von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung betroffen.

Falsch ist: Die Mindestsicherung (BMS) fördert Faule mit vielen Kindern.

Fakt ist: Hier wird versucht, eine Ausgrenzungspolitik auf dem Rücken der Schwächsten zu machen. Der Vorstoß der angeblichen Familienpartei ÖVP, die Mindestsicherung für Familien auf maximal 1.500 Euro zu deckeln, ist ein Signal in die gänzlich falsche Richtung. Bereits heute zählen Familien mit mehreren Kindern zu den am meisten armutsgefährdeten Gruppen in Österreich. Über 70 % der BMS beziehenden Haushalte mit Kindern wären betroffen.

Falsch ist: Die Mindestsicherung ist eine soziale Hängematte.

Fakt ist: Mit der BMS konnten bereits 103.000 Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Und selbst wenn Teile der ÖVP die BMS immer wieder schlechtreden wollen, die Mindestsicherung ist wesentlich missbrauchssicherer als die frühere Sozialhilfe. Wer arbeitsfähig ist, sich aber nicht um Arbeit bemüht, muss mit einer Kürzung bis hin zur Streichung der BMS rechnen. Durchschnittlich wird die BMS nicht einmal neun Monate lang bezogen. Sie ist also eine echte Überbrückungshilfe für Menschen in Not.

Falsch ist: Trotz SPÖ-geführtem Sozialressort werden die Armen immer mehr.

Fakt ist: Es gibt einen Rückgang der Armutsgefährdung. Österreich ist eines von wenigen Ländern in der EU, das positive Ergebnisse vorlegen kann. Seit 2008 ist die Zahl um 90.000 Personen zurückgegangen.

Falsch ist: Deutschland zeigt mit Hartz IV vor, wie man’s richtig macht.

Fakt ist: Hartz IV erzeugt Lohndumping und steigende Sozialkosten. Dass die ÖVP immer wieder gerne Richtung Hartz IV schielt, hat keine sachlichen, sondern rein politische Gründe. Hartz IV hat zu Lohndumping durch Schaffung eines Billigarbeitsmarktes geführt. Unter den erwerbsfähigen Hartz IV–BezieherInnen befinden sich 30 % working poor. Darüber hinaus steigen die Sozialausgaben durch Hartz IV an, da immer höhere Beihilfen ausbezahlt werden müssen, damit die BezieherInnen über die Runden kommen. Nicht zuletzt durch Hartz IV ist mehr als jede/r Siebte nur Minijobber und beinahe jede/r vierte NiedriglohnbezieherIn und kann kaum von der Erwerbsarbeit leben. Deutschland hat darüber hinaus mit 67,4 % die höchste Armutsgefährdungsrate bei Arbeitslosen in Europa. Zum Vergleich: Rumänien 50,8 %; Bulgarien: 50,2 %; Griechenland 45,9 % oder Österreich: 44,6 %.

Falsch ist: Viele flüchten sich in Depressionen statt zu arbeiten.

Fakt ist: Depression ist eine Krankheit, die durch Armut ausgelöst wird, aber auch zu Armut führt. Depressionen und Armut sind wie hässliche Zwillinge, die oft gemeinsam auftreten. Was wozu führt, ist nicht in jedem Fall ganz klar. Wird man depressiv, weil man sich Sorgen machen muss, ob man die nächste Miete bezahlen kann? Oder kann man Rechnungen nicht bezahlen, weil man depressiv ist?

Falsch ist: Wer sich einen HD-Fernseher leisten kann, ist nicht armutsgefährdet.

Fakt ist: HD-Fernseher und Smartphones sind heute keine Luxusgegenstände mehr. Das liegt daran, dass die Kosten für Elektrogeräte in den letzten Jahren massiv gefallen sind. Sicher: Arme in Österreich sind im Vergleich zu Armen in Indien besser dran. Aber entscheidend ist, dass um der Armut zu entkommen gute Bildung und ein stabiles Umfeld helfen – möglichst in einer guten Wohngegend.

Falsch ist: Die meisten BMS-BezieherInnen gibt es in Wien.

Fakt ist: Wien hat den geringsten Anteil an VollbezieherInnen.Nämlich rund 9%. Österreichweit beträgt dieser Wert durchschnittlich etwa 25 %. Der Rest verfügt über irgendeine Art von Einkommen und bezieht als sogenannter „Aufstocker“ teils nur Kleinstbeträge aus dem Titel der BMS. Etwa ein Drittel der BMS-BezieherInnen ist beim AMS gemeldet. Der Rest sind Kinder, Ältere, Personen, die ihre Arbeitskraft nicht einsetzen können (Erwerbsunfähige, Mütter mit Kleinstkindern, Pflegende) oder Menschen, die einen Job haben, aber davon nicht leben können.

Falsch ist: Arme sind Asoziale, die sich selbst in diese Lage gebracht haben.

Fakt ist: Es sind vor allem Alleinerziehende, die arm oder armutsgefährdet sind. Frauen, Familien mit drei und mehr Kindern sowie Ein-Eltern-Haushalte weisen den höchsten Anteil an niedrigen Einkommen auf. Oft genügt schon eine Scheidung oder Trennung, um Frauen in eine prekäre finanzielle Situation zu bringen. Denn immer noch sind es vorwiegend Frauen, die die niedrigeren Einkommen haben, aber die Hauptlast der Erziehungsverantwortung tragen. Geringe Bildung, ausländische Staatsbürgerschaft und Arbeitslosigkeit gehen tendenziell ebenfalls häufig mit niedrigem Lebensstandard einher.

Falsch ist: Das Arbeitslosengeld nützt denjenigen, die nicht arbeiten wollen.

Fakt ist: Das Arbeitslosengeld ist eine Versicherungsleistung, die nicht überhöht ist. Das Arbeitslosengeld beträgt im Allgemeinen 55 % des Nettoeinkommens des Vorjahres. Das AMS darf nach Ablauf von 100 Tagen auch berufsfremde Beschäftigung und nach vier Monaten sogar deutlich schlechter bezahlte Arbeit vermitteln. Wenn man sich weigert, die angebotene Arbeit aufzunehmen, kommt es zum zeitweilig gänzlichen Verlust des Arbeitslosengeldes bzw. der Notstandshilfe. Die Behauptung, das Arbeitslosengeld sei fast genauso hoch ist wie das Arbeitseinkommen und deshalb sei es für die Unternehmer schwer, Arbeitskräfte zu finden (Finanzminister Schelling), ist also falsch und zynisch.

„Kein Wahlkampf auf Kosten von Minderheiten!“

Die Forderung von Dieter Egger nach einem Bettelverbot in Hohenems ärgert den SPÖ-Stadtparteiobmann Gerhard Unterkofler: “Typisch Egger. Der freiheitliche Bürgermeisterkandidat kann es nicht lassen, mit Themen, die gegen eine Menschengruppe gerichtet sind, an die Öffentlichkeit zu gehen.” Es sei völlig übertrieben, ein Bettelverbot für Hohenems zu verlangen, da bettelnde Menschen auf den Emser Straßen nur sehr selten anzutreffen seien. „Doch das ist typisch freiheitlich“, entrüstet sich Unterkofler weiter. „Da werden Probleme herbeigeredet, Ängste künstlich erzeugt und schließlich präsentiert sich ein Freiheitlicher als Retter der Gesellschaft.“

„Wenn Betteln zunimmt, muss man sich natürlich Maßnahmen überlegen“, gibt der rote Parteichef zu. „Doch soweit sind wir in Hohenems noch lange nicht.“ Außerdem liege die Lösung des Problems in Rumänien, wo die Lebensbedingungen der Roma verbessert gehörten.

Appell an Egger

„Wer seinen Wahlkampf aber auf Kosten einer Minderheit aufbaut, zeigt, dass er für den Bürgermeistersessel in Hohenems nicht wirklich geeignet ist.“ Unterkofler fordert Egger deshalb auf, von solchen menschenverachtenden Wahlkampfthemen zukünftig Abstand zu nehmen. „Es gibt in Hohenems genügend andere Themen, um einen Wahlkampf zu führen“, meint der SPÖ-Stadtparteiobmann abschließend.